Wie können KMU ihr Controlling nachhaltig gestalten?
Durch die Einführung der ESG-Richtlinien besteht für viele Unternehmen Anlass zu einer Ausrichtung des Controllings auch auf Nachhaltigkeitsaspekte. Um zu erkennen, ob sie nachhaltig wirtschaften, werden immer mehr Firmen dazu verpflichtet, über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen Bericht zu erstatten – bald auch kapitalmarktorientierte KMU. Für Mittelständler stellen die Informationsanforderungen zusätzliche strukturelle und finanzielle Herausforderungen dar – die rechtzeitig angegangen werden sollten.
Nachhaltiges Handeln wird täglich relevanter. Erhebungen wie das KfW-Klimabarometer zeigen, dass die bisherigen Klimaschutzinvestitionen der Unternehmen nicht ausreichen, um die ambitionierten Klimaziele Deutschlands und der EU zu erreichen. Und auch die Verbesserung gesellschaftlicher und sozialer Maßnahmen der Unternehmen rückt zunehmend in den Fokus. Bisher waren diese für KMU ein „Nice-to-have“. Durch EU-weite Richtlinien wird Nachhaltigkeitsberichterstattung in Zukunft aber zum Muss für viele Unternehmen. Ziel ist es Anleger vor Risiken zu bewahren und Wachstum zu generieren, ohne der Umwelt und der Gesellschaft zu schaden.
EU verpflichtet Unternehmen zur Berichterstattung
Immer mehr Firmen werden künftig auf ihre Nachhaltigkeitsbemühungen hin bewertet und zu einer nichtfinanziellen Berichterstattung verpflichtet. Ab 2026 sind auch kapitalmarktorientierte KMU betroffen, die zwei der folgenden Merkmale aufweisen: sie haben mehr als 10 Beschäftigte, eine Bilanzsumme von über 350.000 Euro oder Umsatzerlöse höher als 700.000 Euro. Um Nachhaltigkeit messbar und vergleichbar zu machen, hat die EU dabei ESG-Kriterien festgelegt. „ESG“ steht hierbei für Environmental, Social und Governance. Damit sind der Umweltschutz, die soziale Verantwortung und die vorbildliche Unternehmensführung gemeint. So wird unter anderem auf die Treibhausgasemissionen, die Arbeitsbedingungen und die Anti-Geldwäsche-Maßnahmen eines Betriebs geschaut. Die Bewertung soll für Kunden, Stakeholder und Banken transparent verdeutlichen, wie „grün“ ein Unternehmen wirtschaftet.
Auswirkungen und Herausforderungen für KMU
Die Umsetzung der ESG-Kriterien wird sich in Zukunft vermutlich immer mehr auf die Bewilligung von Fördermitteln und die Vergabe von Finanzierungskrediten auswirken. Sie kann auch darüber entscheiden, ob ein Betrieb beispielsweise in das Lieferantenportfolio eines Konzerns aufgenommen wird; Stichwort: Lieferkettengesetz. Die für letzteres nötige Datenerhebung und -aufbereitung erzeugt bereits jetzt zusätzliche Bürokratielasten für KMU. Und der Aufwand wird nicht weniger. Im Gegenteil: Für viele Unternehmen wird durch die künftig verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung noch mehr Bürokratie hinzukommen.
Zu den größten Hürden bei der Umsetzung der ESG-Strategien zählen laut einer PwC-Studie für über 40 Prozent der Befragten auch die hohen Kosten und unzureichenden Budgets. Mit Blick auf die Inflation und die Energie- und Materialkosten haben viele Unternehmen ohnehin mit hohen Kosten zu kämpfen.
Auch freiwillige Berichterstattung möglich
Aber nicht nur berichtspflichtige KMU stehen vor Herausforderungen. Auch Firmen, die nicht zur Berichterstattung verpflichtet werden, können benachteiligt sein, wenn sie nicht nachhaltig wirtschaften. Kreditgeber und Großkunden werden tendenziell immer häufiger darauf achten, vorrangig mit „grünen“ Unternehmen zusammenzuarbeiten. Daher müssen Betriebe, die nicht sozial und ökologisch verantwortungsvoll agieren, mit Wettbewerbsnachteilen rechnen. Nachhaltiges Wirtschaften und eine freiwillige Berichterstattung können daher von Vorteil sein.
Controlling um Nachhaltigkeitsaspekte erweitern
KMU können sich den Herausforderungen stellen, indem sie ihr Controlling frühzeitig auf soziale und ökologische Unternehmensziele ausweiten. Wichtige Punkte für ein solches „Green Controlling“ sind:
Definition von Zielen und KPIs
Wesentliche Ziele wie die Verringerung eigener Treibhausgase oder die Korruptionsbekämpfung und deren Umsetzungsmaßnahmen zu bestimmen, ist zentral für das Controlling. Die Beschränkung auf Wesentliches ist besonders für KMU wichtig, um eine Überlastung zu vermeiden und Kosten zu sparen. Zur Messung der Nachhaltigkeitsleistung müssen Unternehmen passende Key Performance Indicators (KPI), also zentrale Kennzahlen des Betriebs, ermitteln und bewerten. Beispielsweise können hier die Mitarbeiterzufriedenheit und der Wasserverbrauch erfasst werden. Die relevanten Daten müssen später im ESG-Reporting eingesetzt werden.
Integration nachhaltiger Controlling-Instrumente
Die Hauptaufgabe des Green Controllings ist die Integration von Nachhaltigkeit in Planungs-, Entscheidungs- und Reporting-Prozesse. Sowohl im operativen Bereich als auch in der langfristigen Strategie können Instrumente zum nachhaltigen Wirtschaften genutzt werden. So kann die Ökobilanzierung Umwelteinwirkungen des Unternehmens bewerten und die Sozialbilanz Auskunft über den sozialen Nutzen des Betriebs geben und Optimierungsbedarf ersichtlich machen. Die strategische Treiberanalyse kann zudem Handlungsfelder aufzeigen, die Einfluss beispielsweise auf die Kundenzufriedenheit haben. Daraus lassen sich Handlungsmöglichkeiten ableiten.
Vermeidung von Greenwashing
KMU sollten bei alldem vermeiden, sich nach außen nachhaltiger zu präsentieren, als sie es sind. Denn nicht nur das Gesetz bewertet Unternehmen nach ihren Nachhaltigkeitsbemühungen. Auch Kunden, denen dies wichtig ist, wollen sicherstellen, dass es sich tatsächlich um „grüne“ Betriebe handelt. Greenwashing schadet hierbei nicht nur dem Image.
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